1900: Eine neue Schule muss her

Am 1. Oktober 1903 wurde die Schule an der Hauptstraße feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Das Foto aus unserem Archiv zeigt das Gebäude noch in seiner ursprünglichen Form ehe es als Kindergarten genutzt wurde.

Weil sich nach der Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl der Schulkinder  auf 150 bis 160 erhöht hatte und das bisher genutzte Schulgebäude (gemeint damit ist wahrscheinlich das Haus Rodheimer Straße 27) dafür nicht mehr geeignet war, wurde laut Chronik der Krofdorfer Volksschule  1866 die sogenannte neue Schule mit zwei Schulsälen und zwei Lehrerwohnungen errichtet. Dabei handelte es sich um das noch heute existierende Backsteingebäude an der Poststraße, die früher Schulstraße hieß. Zwar zeigte der Chronist sich mit dessen Äußeren zufrieden, nicht hingegen  mit der inneren Einrichtung , denn sie entspreche „nicht den Anforderungen, die gegenwärtig seitens der hohen Behörde an Schulhäusern gestellt werden.“

Es mussten  aber noch mehr als 30 Jahre vergehen, ehe Krofdorfs Kinder eine noch neuere Schule erhielten. Unter welchen „Geburtswehen“ allerdings, das lässt sich wiederum in der Schulchronik nachlesen.

Da heißt es am Ende des Schuljahre 1900 etwas genervt: „Fast ein ganzes Jahr hat die hiesige Wohllöbliche Gemeindevertretung in hartnäckiger parteilicher Rechthaberei gewählt und endlich ein Grundstück, östlich des Rinnweges (gemeint ist die heutige Hauptstraße – S. T.) gelegen, erworben, für 4000 M, auf dem ein Schulhaus mit 2 Klassen mit 2 Lehrerwohnungen erbaut werden soll im kommenden Jahre.“

Ein Jahr später greift der Chronist das Bauvorhaben erneut auf, jetzt in einem ziemlich scharfen Ton: „Mehr noch als die Platzfrage ist der Bauplan ein Streitobjekt geworden, weil hier die Gemeindevertretung auch Sachverständige mitraten lassen muß. Bereits ein ganzes Jahr streitet man hin und her und heute, am 17. Nov. ist noch kein Plan genehmigt, viel weniger eine Arbeit vergeben. Wie sehr hier an unseren kleinen Kindern, von denen man mehr als 150 an der Zahl in verbrauchter Lebensluft und staubiger Atmosphäre jahrelang einschließt, gesündigt wird, ziehen die berufenen und ( . . ) Organe nicht in Berechnung. ‚Solange wir nicht bauen, sparen wir jährlich 1600 M Zinsen‘, soll ein Gemeinderatsmitglied sich geäußert haben. Zinsen sparen, und den Keim zum Elend in vielen zukünftigen Gemeindemitgliedern legen, sind Dinge, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Bezüglich des Bauplatzes und auch des Bauplanes fragte man nicht um die Ansicht der Lehrer. Das ist zu beklagen.“

1902 hat sich aber doch etwas getan: „Mit dem Bau der neuen Schule wurde zeitig der Anfang gemacht, weil dieselbe am 1. Nov. spätestens wenigstens zu Unterrichtszwecken benutzt werden müsse.“ Das klappte zwar nicht ganz, immerhin aber stehen am 1. November „die 4 Wände vom Dach gestützt und sind im Inneren überzogen, Fenster, Thüren, Treppen et. fehlen noch.“

Am 1. Oktober 1903 heißt es dann erleichtert: „Heute wurde endlich die an der Hauptstraße dahier erbaute neue Schule ihrer Bestimmung übergeben und Klasse I und II darin untergebracht. Anwesend waren Herr Kreisbaumeister Witte zu Wetzlar, die Gemeindevertretung in Stärke von 6 Mann, Herr Bürgermeister Lichtenthäler, der Ortsschulvorstand und drei Lehrer der Gemeinde; der 4. war verhindert. Herr Bürgermeister Lichtenthäler betonte, daß seit Errichtung der 4. Klasse zu Krofdorf der Neubau einer Schule eine Notwendigkeit gewesen sei, rühmte die Opferwilligkeit der Gemeinde, bes. deren Interesse für die Schule, betonte die Tüchtigkeit der Handwerker der Gemeinde und die der Bauleitung durch den Herrn Kreisbauleiter Witte, indem er allen genannten Personen seinen Dank aussprach. Sodann überreichte er den Schlüssel des Hauses dem anwesenden Präses des Ortsschulvorstandes, welcher sie dem derzeitigen Hauptlehrer Hoffmann (Peter Hoffmann I – S. T.) übergab. Derselbe sprach nach Empfang derselben: ‚Im Vertrauen auf Gottes Hilfe, die sich bei dem Bau dieses Hauses so sichtbar gezeigt, daß kein Unfall zu verzeichnen war, übernehme ich diese Schlüssel, indem ich der Hoffnung Raum gebe, daß Gottes Gnade auch weiterhin über diese hellen, luftigen Räume walten möge, daß kein Sturm sie beschädigen und kein Feuer zerstören werde, damit sie ihre Bestimmung erfüllen, nämlich daß brave Ortsbürger, treue Untertanen und gut Christen daraus hervorgehen; auch werden sie dann, wenn unser Staub längst verweht sein wird, künftigen Geschlechtern Zeugnis geben von der Opferwilligkeit der Gemeinde, von der Leistungsfähigkeit unserer Bauhandwerker und dem reichen Wissen und Können des Kreisbaumeisters Witte im Jahre 1903‘. Darauf wurden die inneren Räume geöffnet und besichtigt.“.

Die eigentliche Weihe des Hauses erfolgte am 8. Oktober, dem 1. Schultag des Wintersemesters „in würdiger Weise mit Gesang und Gebet durch den Lokalschulinspektor Herrn Pfarrer Knieper“. Daran jedoch beteiligten sich nur alle Schulkinder mit ihren Lehrern und deren Familien.