1919: Die neue „Gleiberger Schule“ wird bezogen

Von dieser Schule an der Burgstraße (Foto aus den 1930er Jahren von Ernst Praß) würde heute niemand mehr von „Gleiberger Schule“ sprechen, aber man nannte sie damals bei ihrem Bau und noch beim Einzug tatsächlich so. Der Grund könnte sein, dass die wirkliche Gleiberger Schule, die sich als eindrucksvolles Bauwerk seit Jahrhunderten oberhalb der heutigen Torstraße befand, für den Unterricht der Gleiberger Kinder aufgegeben wurde. Aus der Schulchronik erfährt man dazu, dass bereits 1911 „die hiesige Gemeindevertretung in Einvernehmen mit der Schulbehörde den Beschluß gefaßt“ hat, „das veraltete Gleiberger Schulhaus zu Unterrichtszwecken nicht mehr zu benutzen und die Schulkinder von Gleiberg in die Krofdorfer Schule einzugliedern.“

Dazu schreibt der Schulchronist: „Der Schulvorstand von Krofdorf-Gleiberg faßte in Gegenwart und Mitwirkung des Kreisschulinspektors Geibel am 30. März 1919 den Beschluß, daß sämtliche Schulkinder Gleibergs und der Oberklassen von ganz Krofdorf nach Geschlechtern getrennt in der neuen sogenannten Gleiberger Schule unterrichtet werden sollten, während die übrigen nördlich der Apotheke und Schulstraße Krofdorfs wohnenden Schulkinder als Mittel- und Unterklassen in der vor 15 Jahren erbauten Krofdorfer Schule (an der oberen Hauptstraße – S. T.) unterrichtet werden sollten. Die bisherige alte Schule Krofdorfs (heute Poststraße) sollte ausschließlich zu Wohnungen eingerichtet werden.“ .

Und weiter heißt es: „Zu Beginn dieses Schuljahres (1919) wurde das kurz vor Ausbruch des Weltkrieges fertiggestellte, sehr schöne, auch in hygienischer Hinsicht alle Forderung der Neuzeit entsprechende neue Schulhaus zwischen Krofdorf und Gleiberg zu Schulzwecken in Benutz genommen.
In der neuen Gleiberger Schule unterrichten 1. Hauptlehrer (Peter) Hoffmann die Mädchenoberklasse, 2. Lehrer (Christian) Jäger die Knabenoberklasse,
3. Lehrer (Wilhelm) Lochau bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amte die ganze Mittelklasse, 4. Lehrer (Ernst) Prass, der neu ins Kollegium eintrat, die ganze Unterklasse.
In der Krofdorfer Schule unterrichten 1. Lehrer (Philipp) Bechthold die ganze Mittelklasse; 2. Lehrer (Konrad) Bindewald die ganze Unterklasse.“ .

Hauptlehrer Peter Hoffmann II

Der Unterricht in der neuen Gleiberger Schule begann am 2. Mai 1919. Dazu wiederum die Chronik: „Hauptlehrer (Peter) Hoffmann (II) hielt vor dem Eintritt in die Klassen eine Ansprache an die Schüler, in der er auf die hohe Bedeutung der Schulen ganz besonders in der heutigen Zeit hinwies und den Schülern ans Herz legte, zu wie großem Danke sie der hiesigen Gemeindevertretung und dem Staate verpflichtet seien, daß man für sie trotz der hohen Kosten diese schöne Schule erbaut habe. Ihren Dank könnten sie am besten dadurch beweisen, daß sie  bestrebt seien, in dieser Schule zu klugen, geschickten und guten Menschen herangebildet zu werden.“.
 
Anmerkung: Das ansehnliche Gebäude, heute lediglich als Grundschule genutzt, erhielt Anfang der 1950er Jahre einen Anbau und sollte vor einigen Jahren zugunsten eines Neubaus an anderer Stelle aufgegeben und verkauft werden. Eine Initiativgruppe wachsamer Krofdorf-Gleiberger Bürger intervenierte gegen diesen Plan bei der zuständigen Schulbehörde – mit Erfolg. Das Gebäude wurde für heutige Unterrichtsansprüche erneuert und erweitert und dient weiterhin, und das inzwischen mehr als 100 Jahre lang, seinem ursprünglichen  Zweck, nämlich Kinder – wie es sich bereits 1919 der Lehrer Peter Hoffmann II wünschte, „zu klugen, geschickten und guten Menschen“ heranzubilden.

Siegfried Träger