50 Jahre im Schuldienst: Eine große Feier für Lehrer Konrad Weil

Hauptlehrer Konrad Weil (auf dem Foto inmitten seiner Schüler des Geburtsjahrgangs 1885), geboren am 14.2.1826 in Krofdorf als Sohn des Lehrers Philipp Weil, konnte am 1. August 1898 sein goldenes Amtsjubiläum feiern. Von diesem ungewöhnlichen Ereignis findet sich in der Chronik der Volksschule folgende Beschreibung:

„Nicht allein Krofdorf, wo der Jubilar 50 Jahre lang als Lehrer thätig war, richtete sich zu dieser Feier, auch seine vorgesetzte Behörde und seine Kollegen aus der Nähe und Ferne waren herbeigeeilt, an dem Ehrentag des Jubilars teilzunehmen. Herr Weil, der im 73. Lebensjahr steht, ist Krofdorfer Kind und hat das ev. Schullehrerseminar in Neuwied besucht. Er wirkt vom 1. August 1848 in seiner Gemeinde und gedenkt noch nicht in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Seine Gemahlin, mit der er 43 Jahre glücklich lebt, steht ihm noch rüstig zur Seite. Auf 3 Kinder und 7 Enkel sieht das Jubelpaar mit stolz und lebt in geordneten Verhältnissen. An dem Feste beteiligten sich Herr Geheimrat Anderson-Coblenz, Herr Landrat Dr. Gödecke-Wetzlar, Kreisschulinspektor Pfarrer Schöler, Pfarrer Geibel Dutenhofen, . . . und eine große Anzahl Kollegen und Freunde des Jubilars, die alle bemüht waren, dem Jubilar zu zeigen, daß sie seinen Ehrentag als einen Festtag für sie alle betrachteten.

Eingeleitet wurde die Jubelfeier am 31. Juli abends durch einen großartigen Fackelzug der Ortsvereine, an welchem sich über 200 Personen beteiligten unter Vorantritt der Krofdorfer Kapelle, bei welcher Lehrer Hoffmann I den Jubilar in längerer Rede feierte.

Am folgenden Tag fand eine würdige kirchliche Feier statt, bei der die vorgesetzte Behörde, die Kollegen des Jubilars aus nah und fern vertreten waren, auch die Gemeinde nahm regen Anteil. Herr Pfarrer Geibel von hier sprach über das Bibelwort: „Siehe hier bin ich und die Kinder, die Du mir gegeben hast“. Herr Geheimrat Anderson-Koblenz feierte in schwungvollen Worten die langjährigen treuen Dienste des Jubilars, bedauerte hingegen, daß der veliehene Orden noch unterwegs sei. Auch Herr Kreisschulinspektor Schöler-Wetzlar zollte demselben warme Worte der Anerkennung und schloß mit den besten Wünschen für die Zukunft.

Die Kollegen der Bürgermeistereien Atzbach-Launsbach überreichten als Ehrengeschenk eine goldene Uhr durch Koll. Althaus-Münchholzhausen, die Gemeinde eine goldene Kette durch Herrn Gemeinde-Vorsteher Ludwig. Herr Lehrer Bender-Wetzlar übermittelte die Glückwünsche derjenigen Schüler des Jubilars, die im Lehramte stehen und übergab später in deren Namen sinnige Geschenke.

Um 1 Uhr mittags fand ein Festessen von 127 Gedecken statt welches alle Theilnehmer in jeder Hinsicht befriedigte. Ernst und heitere Reden und Gesänge wechselten hier miteinander ab, bei welcher Gelegenheit der Jubilar tiefgerührt allen, die zur Verschönerung seines Jubiläums in irgend einer Weise beigetragen, besonders aber den Vertretern der hohen Behörde, denkte.
Zu früh schlug die Trennungsstunde für die entfernt wohnenden Kollegen und Freunde, während die Gemeindemitglieder groß und klein sich bei Tanz und Sang bis spätabends vergnügten.

50 Jahre vereint in Freud und Leid mit seiner Gemeinde als Lehrer und getreuer Hüter der Jugend ist ein Ziel, das nicht jeder erreichen kann. Möge es dem Jubilar noch recht lange vergönnt sein, in seinem Amt zu wirken und in Zufriedenheit seinen Lebensabend zu verbringen.“

Anmerkung: Selbst nach 50 Jahren im Schuldienst seiner Heimatgemeinde war für den Lehrer Konrad Weil noch nicht Schluss. Erst am 1. Oktober 1902, nach einer Dienstzeit von 54 Jahren und 61 Tagen gab er sein Amt als Hauptlehrer endgültig auf, gefolgt von dem Lehrer Peter Hoffmann I. Gestorben ist er 10 Jahre später am 23. September 1912 in seinem 86sten Lebensjahr. Sein Vater Philipp Weil hatte seinen Lehrerberuf sogar bis zu seinem 80sten Lebensjahr in Krofdorf ausgeübt.