1907: Zwei „ausgesperrte“ Zigarrenarbeiterinnen in der Fremde

In der Festschrift „100 Jahre SPD Wetzlar“ wird auf Seite 149 berichtet, dass infolge Aussperrung nach Arbeitskampf in der Zigarrenindustrie am 17.6.1907 14 Arbeiterinnen aus Krofdorf-Gleiberg abgereist seien, um auswärtig Arbeit zu finden, 3 nach Wandsbek, 4 nach Elberfeld, 5 nach Biebrich, 2 nach Darmstadt. Leider werden die Namen der abgereisten Arbeiterinnen nicht genannt, unser Archiv besitzt jedoch ein Foto (siehe unten), das auf der Rückseite den Hinweis enthält, es handele sich um 3 Krofdorferinnen in der Fremde. Tatsächlich befinden sich auf dem Bild lediglich 2 Krofdorferinnen, nämlich Elisabeth Krombach, genannt „Kreuder-Bettchen (Bildmitte) und Katharina Pfaff (auf dem Bild rechts). Die Person links soll laut Bildgeberin Frau Martha Echternacht die Zimmerwirtin der beiden gewesen sein. Da das Foto in Düsseldorf entstand, könnten die beiden jungen Frauen zwei der 4 nach dem nahen Elberfeld „abgereisten“ Arbeiterinnen sein. Nicht bekannt ist, wann die ausgesperrten Zigarrenarbeiterinnen wieder nach Krofdorf zurückkehrten. Elisabeth Krombach war später mit Heinrich Debus, Katharina Pfaff mit Wilhelm Abel verheiratet.

2 Krofdorferinnen in der Fremde (1907) 1kl

1931: Jahrgangsfeier der 65jährigen

Auf diesem Foto aus unserem Archiv sehen wir Männer und Frauen im Alter von 65 Jahren, geboren also sind sie noch im „tiefsten“ 19. Jahrhundert. In ihrem Geburtsjahr 1866 war Krofdorf-Gleiberg noch ein preußisches Dorf, ehe fünf Jahre später, 1871 in Versailles, das Deutsche Kaiserreich proklamiert wurde. Jetzt, im „Ruhestandsalter“ sind sie Bürger der „Weimarer Republik“, und wohl die meisten von ihnen erlebten wenig später die Entstehung der Hitler-Diktatur.

Jahrgang 1866 65er-Feier (1931)kl

1929: 16 Kirmesmädchen beim Frühschoppen

Diese 16 jungen Damen erwischte der (unbekannte) Fotograf wie sie in bester Laune den Frühschoppen der Kirmes 1929 beim Gastwirt Moos veranstalten. Nicht fast steif wirkend und züchtig angetan mit langen Röcken wie elf Jahre vorher ihre damals etwa gleichaltrigen Geschlechtsgenossinnen ebenfalls als Kirmesmädchen (siehe die Fotos bei 1918: 2 x Kriegskirmes), sondern beinfrei und auch sonst viel lockerer.

Es gibt eine große Anzahl Fotos und Filme, die insbesondere am veränderten Kleidungsstil der Frauen die tiefgreifende „Zeitenwende“ nach dem ersten Weltkrieg sichtbar machen.

16 Kirmesmädchen Moos (1929) 1kl

1918: 2x Kriegskirmes in Krofdorf

In Kriegszeiten Kirmes feiern? Ja das gab es in Krofdorf, im letzten Jahr des 1. Weltkriegs (1914-1918) sogar an zwei Orten. Zum einen eine „Kriegs Kirmes 1918“ in der Gastwirtschaft Moos, die andere in der Gastwirtschaft Freund unter dem Motto „Zur Erinnerung an die Kriegs-Kirmes 1918 das erste Wiedersehen“. Beide unten eingefügten Fotos sind bemerkenswerte Dokumente einer Zeit, als selbst Kirmesmädchen noch lange Röcke trugen. Nur wenig später verschwanden diese Kleidungsstücke, jedenfalls bei jungen Frauen, aus dem Ortsbild. Mit dem Ende des Krieges wenige Monate nach beiden Aufnahmen brach eine völlig neue Zeit mit neuen Moden an. Sicherlich auch für Krofdorf.

Kirmes 1918 Moos (1)klKriegskirmes 1918 in der Gastwirtschaft Moos

Kirmes 1918 FreundsklKriegskirmes 1918 in der Gastwirtschaft Freund

1905: Haushaltsschule für junge Krofdorferinnen

Kochen, backen, nähen, das waren Fertigkeiten, die Hausfrauen vor 100 Jahren ohne Wenn und Aber auch unter schwierigen Bedingungen beherrschen mussten. Für Landwirtinnen kamen noch weitere Aufgaben hinzu. Wann jungen Mädchen unseres Dorfes erstmals angeboten wurde, ihr hausfrauliches Können unter Anleitung einer Lehrkraft zu erwerben, ist nicht bekannt. Das erste fotografische Zeugnis eines solchen Haushaltskurses . siehe unten – stammt aus dem Jahr 1905 und befindet sich im Archiv der Fotofreunde. Es entstand am Aufgang zu den Unterrichtsräumen der neu erbauten Schule an der oberen Hauptstraße (heute Kindergarten). Bemerkenswert: alle Kursteilnehmerinnen, 18 bis 20 Jahre alt, sind noch in Tracht. Der Name und die Herkunft der Kursleiterin in Bildmitte ist leider nicht überliefert.

Haushaltsschule (1905-06) 1kl

1931: 25 Jahre Freie Turnerschaft Gleiberg

Einige Jahre früher als unten in Krofdorf hatten sich bereits 1906 Gleiberger Sportsfreunde in der „Freien Turnerschaft“ zusammengetan. Freie Turner, das waren vornehmlich Arbeiter mit sozialistischer Einstellung, während Mitglieder traditioneller Turnvereine zumeist aus dem bäuerlichen und bürgerlichen Milieu stammten. Landwirte gab es zwar auch in Gleiberg, doch als Vollerwerb lohnte sich hier oben die Feldwirtschaft nicht sonderlich. Und so musste der überwiegende Teil der Bevölkerung sich Arbeit in der Industrie umliegender Orte suchen. Kein Wunder, dass es in Gleiberg nie einen herkömmlichen Turnverein wie den in Krofdorf gab. Nach 1933 freilich gab es überhaupt keinen mehr, denn den Nationalsozialisten waren die Freien Turner ein Dorn im Auge, ihr Verein wurde kurzerhand verboten. Das war nur zwei Jahre nach dem Silberjubiläum.

Freie Turnerschaft Silberjubiläum 1931 (1)kl

1904: 25 Jahre Gesangverein „Hermanus“ Gleiberg

1904 feierte der Gleiberger Gesangverein „Hermanus“ sein 25jähriges Jubiläum. Welche Bedeutung dieser Männergesangverein für den Ort unter der Burg besaß, zeigt das unten eingefügte eindrucksvolle Foto: als ob ihm alle männlichen Bewohner Gleibergs angehört hätten. Damen durften damals noch nicht mitsingen, ihnen blieb beim Fest die Rolle als Ehrenjungfrauen, die ihnen aber sicherlich auch Vergnügen bereitete.

Eigentümer des Originalfotos ist Arno Willershäuser.

GV Hermanus (1904) 400dpikl

1909: Kriegerfest

Wer war der Veranstalter dieses Kriegerfestes? Ein Krofdorfer Kriegerverein, wie es solche nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 an vielen Orten gab? Das lässt sich nicht mehr feststellen. Das einzig greifbare Zeugnis von der Krofdorfer Feierlichkeit des Jahres 1909 ist das unten eingefügte Foto mit 24 jungen Leuten zusammen mit ihrem Tanzlehrer. Gekleidet ist die Gruppe in Phantasiekostümen, die Mieder und Röcke der Mädchen waren rot (mitgeteilt von Frau Ida Hahn, deren Mutter Wilhelmine Schubecker zu den Tänzerinnen gehörte). Die Aufnahme eines unbekannten Fotografen entstand im Garten der Gastwirtschaft Freund (später Bender, jetzt Lava) Hauptstraße 13.

Kriegerfest (1909) 1kl

KuKuK – Ausstellung „Charme des Alterns“

Ausstellung „Charme des Alterns“ 18. September bis 18. Oktober im KuKuK

Barbara Ritzkowski von den Fotofreunden wird hier Bilder von Myanmar / Birma ausstellen.

Sie zeigt Portraits von Menschen aus verschiedenen Kontinenten, hauptsächlich als Schwarz-weiß-Fotografien. Sie sagt dazu: „Älter werden wir alle“ und fragt: „Was lässt uns alt aussehen oder was macht den „Charme des Alterns“ aus? Ihre Portraits von Jung und Alt, Großeltern mit Enkel, Mutter mit Kind unterstreichen den Prozess des Alterns und zeigen in ihrer Intensität, dem Strahlen der Augen, dem Schalk, dem Lachen, der Geschichte, die jedes Gesicht schreibt auch die Verbundenheit und das Vertrauen, das die Generationen verbindet.