1. Weltkrieg 1914-1918: Russische Kriegsgefangene in Krofdorf

Um die zahlreichen Landwirte zu ersetzen, die als Soldaten am 1. Weltkrieg teilnehmen mussten, kamen im Laufe des Krieges russische Kriegsgefangene ins Dorf. Im Gegensatz zu den russischen Gefangenen des 2. Weltkriegs galten sie nicht als missachtete „Untermenschen“, sondern waren zumeist Hausgenossen der Familien, denen sie zur Hand gingen. Wie jener junge Mann mit „Vatermörder“ auf dem Gruppenbild mit lauter Damen,  der als Knecht dem Landwirt Ludwig Schneider in der Fohnbachstraße 16 zugeteilt war.

Auf der Rückseite des nächsten Fotos ist vermerkt „Ruß Paul Kriegsgefangener im 1. Weltkrieg Hat diese Jahre bei uns gearbeitet“, nämlich bei „Moose“ (Leib) in der Inselstraße. Er soll, wie sich die Bildgeberin Frau Hildegard Heydorn erinnerte, ein Kosake gewesen sein. Paul wohnte allerdings nicht auf dem Hof, sondern wurde jeden Abend abgeholt und wieder morgens zur Arbeit gebracht.

Auf dem unten eingefügten Bild, das die Fotofreunde von Erika Drescher erhielten, hatten sich fünf von einer ansonsten unbekannten Zahl ihrer hier befindlichen Kameraden dem Fotografen gestellt. Ein Foto für ihre Familien? Möglicherweise. Aber auch, wie das obige, ein über die Zeit bewahrtes Zeugnis dafür, dass es sich um Menschen mit Würde handelte. Ihre Söhne, soweit sie später der Hitler-Wehrmacht in die Hände fielen, wurden zu Millionen als angebliche „Untermenschen“ dem Hungertod ausgesetzt.

5 Krofdorferinnen und 1 Russe (1915ca) 1k


Feldarbeit Kriegsgefangener 1. WK (1)kl5 russische Kriegsgefangene 1914-1918kl