Mit dem Fallschirm in den Hühnerhof

Zu der folgenden Dorfgeschichte hatte ich bereits in den 1950er Jahren ein paar unterschiedliche Darstellungen aufgeschnappt. Immer aber ging es dabei um den dramatischen Fallschirmabsprung eines Gleibergers angeblich auf einen Acker irgendwo in der näheren Umgebung. Erst Jahrzehnte später machte ich mich endlich daran herauszufinden, was da eigentlich wirklich geschehen war, allerdings ohne genaue Kenntnis davon, um wen es sich bei dem Fallschirmspringer handelte. Eine Vermutung allerdings hatte ich, und, wie sich herausstellte, lag ich damit richtig. Meiner Bitte um ein Interview wurde gerne entsprochen, und so erhielt ich endlich ganz authentisch von der „Hauptperson“ Antworten darauf, wann, warum, und wo genau jener rätselhafte Fallschirmabsprung stattgefunden hat.

Der aus Gleiberg stammende, später in Krofdorf verheiratete Werner Mandler musste als Angehöriger des Geburtsjahrganges 1924 am 20. Oktober 1942 zum Militär. Bereits bei der Musterung hatte man ihn für die Fliegerei eingeteilt und anschließend zur Ausbildung nach Frankreich geschickt. Dort kam ihm zu Ohren, dass Freiwillige als Funker gesucht würden. Und so wurde er Flugzeugfunker (Foto). Mit dieser Aufgabe hielt er sich eine Zeit lang in Prag auf, wo er eine Bruchlandung überlebte. Wenig später, am 31. August 1944, entging er wieder nur knapp dem Fliegertod. Nach einer Notlandung seiner Maschine im Erdinger Moos bei München musste er acht Wochen lang in einem Lazarett verbringen.

Wieder genesen, erwartete ihn schon der nächste Auftrag – mit der ungeahnten Folge eines unfreiwilligen und höchst gefährlichen Wiedersehens mit seiner Heimatregion. Auf dem „Programm“ standen diesmal sechs Nachteinsätze vom Heimatflughafen Oberschleißheim bei München aus. Fünf der Aufträge waren bereits ausgeführt, als die aus drei Maschinen des Typs 88 G 6 der Firma Junkers bestehende Rotte mit je 3 Mann Besatzung (Pilot, Funker und Techniker) am 18. November 1944 um 18 Uhr zu ihrem letzten Flug startete. Bewaffnet waren die schweren Fluggeräte mit jeweils 6 Kanonen, von denen sich vier an der Kanzel und zwei am Rumpf befanden. Zielort sollte an jenem Abend der Flugplatz Kassel-Rothwesten sein. Doch es kam anders als gewünscht, wie Mandler sich Jahrzehnt später noch erinnerte.

Bereits in der Nähe Nürnbergs mussten zwei der drei Maschinen kehrt machen. Ein Warnsystem gegenüber der eigenen  Flugabwehr war ausgefallen und damit die Gefahr entstanden, von der eigenen Bodenverteidigung abgeschossen zu werden. Nicht von dieser Störung betroffen war die Maschine, in der Werner Mandler saß. Sie flog weiter in Richtung Zielflughafen Kassel. Da kam – sie befanden sich gerade im Raum Gießen – über Funk die Nachricht, dass in Kassel eine Landung wegen Beschädigung der Rollbahn nicht möglich sei. Statt dessen sollten sie den für sie nächst gelegenen Fliegerhorst nutzen, und das war eben der in Gießen. Dort allerdings gab es gerade Fliegeralarm und infolgedessen die Verdunklung der Rollbahn. Eine Landung würde also auch hier zunächst nicht möglich sein. Die Maschine wurde von der Flugsicherung in einen „Warteraum irgendwo in der Nähe Gießens““ dirigiert, 3500 Meter über Grund.

Eine allzu lange Wartezeit konnte man sich dort oben aber nicht mehr leisten, denn allmählich ging der Sprit zu Ende. Trotzdem musste die Maschine immer weiter ihre Kreise ziehen, bis schließlich der Treibstoff nur noch für 10 Minuten Flugzeit reichte. Dieser ungemütliche Umstand zwang den Funker Mandler, den für eine solche Situation vorgeschriebenen Funkspruch „QBZ 10 Minuten Flugzeit“ abzusetzen:. Als Antwort kam vom Boden aus die Anweisung zur Notlandung auf dem Flugplatz Fritzlar. Dessen Landebahn wäre mit nur 800 Meter eigentlich zu kurz für die Maschine gewesen. Doch zu einem Weiterflug nach Fritzlar kam es ohnehin nicht mehr. Während das Flugzeug nämlich immer noch im Warteraum herumkurvte, wurde es – sichtbar an einer Leuchtspurgarbe – beschossen, möglicherweise von einem englischen oder kanadischen Nachtjäger.

Durch den Beschuss geriet der rechte Flugmotor in Brand, die Funkanlage fiel aus und die Maschine sackte um etwa 500 Meter ab, ehe es gelang, das Feuer mittels des eingebauten Schaumlöschers zu ersticken. Obwohl das Flugzeug trotz Ausfall eines Motors eigentlich noch flugtauglich war, gab der Pilot jetzt den Befehl: „Los, fertigmachen zum Absprung“, weil der Benzinvorrat selbst für eine Notlandung nicht mehr ausgereicht hätte. Der Funker Mandler, dem als Gleiberger das Absprunggebiet vertraut war, warnte zwar noch vor den vielen Überlandleitungen. Aber was half´s? Der Ausstieg musste sein. Zuerst verließ der Techniker durch eine Bodenluke die Maschine, ihm folgte der Funker und als Letzter der Pilot. Der hatte den Flieger vorher noch „ausgetrimmt“, ihn also in eine stabile Fluglage gebracht. Das Geisterflugzeug stürzte, wie sich später herausstellte, bei Michelbach im Odenwald ab, also in ganz beträchtlicher Entfernung vom Ort des Ausstiegs der Besatzung. Der Pilot erreichte, wie sich später herausstellte, bei Rödgen unversehrt den Boden, der Techniker ging in einem Hochwald nieder.

Zum Glück kam auch der Funker Mandler ohne Schaden unten an. Noch während des Herabschwebens an seinem Fallschirm freilich hatte er bemerkt, dass er direkt auf eine Ortschaft zufiel. Um eine „Dachlandung“zu verhindern, änderte er durch Ziehen an der Fallschirmleine die Fallrichtung. Und landete schließlich zwischen zwei Kirschbäumen hindurch auf einem umzäunten Areal. Es war eine Hühnerfarm am Rande Nordecks oberhalb des Lumdatals. Bereits am Boden angekommen, wurde der Springer durch einen Windstoß gegen die Innenseite des Begrenzungszaunes gedrückt. Da lag er nun, etwas hilflos, aber unversehrt.

Zuerst galt es, sich aus den Gurten zu befreien. Dann holte der havarierte Funker seine Taschenlampe heraus und sichtete das Gelände. In einiger Entfernung erkannte er eine schlecht abgedunkelte Baracke, der er sich mit eingeschalteter Lampe näherte. Da sah er drei Personen das Areal betreten, zwei Soldaten mit Gewehren und einen Zivilist, und Mandler hörte einen von ihnen sagen: „Weg – da ist er“. „Weg“, das war auf den Fallschirmspringer gemünzt, das „da ist er“ auf den Fallschirm selbst, der sich noch immer im Wind ein wenig blähte. Dann rief der Zivilist, es war der Bürgermeister von Nordeck, in die Dunkelheit hinein: „Ist es ein Deutscher oder Amerikaner?“, woraufhin Mandler den Strahl der Taschenlampe auf sich lenkte, „Ich bin ein Gleiberger“ zurück rief und auf die drei reichlich verblüfften Männer zuging. Natürlich entspann sich sofort ein Gespräch zwischen ihnen. Und dabei erfuhr der Abgesprungene, dass man das Geschehen in der Luft beobachtet und sogar den Ruf nach seinem Kameraden Franz während des Falls gehört hatte. Jetzt erst stellte man mit nicht geringem Schrecken fest, dass der Fallschirm auf den Drähten einer Hochspannungsleitung ausgebreitet lag. Ein polnischer Zwangsarbeiter musste ihn herunterziehen. Dann trommelte der Bürgermeister alle Männer des Ortes zusammen, um den Bordmechaniker zu suchen. An der Suche beteiligte sich sogar eine im benachbarten Londorf stationierte Technikerkompanie. Es dauerte rund 1 ½ Stunden, ehe man Franz fand. Er war leicht am Arm verletzt und hatte sich an der Landestelle mitten in einem nahen Hochwald bereits eine Lagerstatt eingerichtet.

Inzwischen hatte Werner Mandler vom Telefon des Bürgermeisters aus den Flugplatz Gießen angerufen. Und siehe da: Am anderen Ende meldete sich sein Pilot, der sich gerade in der Nähe des Telefons aufgehalten hatte und nun berichtete, er sei bei Rödgen heruntergekommen und von hier aus einfach quer über das nahe Flugfeld zur Flugleitung gegangen. Das Foto zeigt das Gebäude der ehemaligen Flugleitung, aufgenommen 2016.

Der nächste Anruf Mandlers ging nach Gleiberg zum Nachbarn seiner Eltern, dem Kaufmann Karl Leib. Der möge ihnen ausrichten, dass er am nächsten Tag nach Hause komme.

Die Nacht verbrachten Funker und Techniker in dem für sie freigemachten Ehebett des Bürgermeisters. Am Morgen fuhren sie mit ihren zusammengelegten Fallschirmen per Bahn nach Gießen. Die abgesprungene Besatzung musste sich auf dem Flugplatz einer Vernehmung durch den wachhabenden Offizier unterziehen. Danach erhielt Mandler drei Tage Urlaub, benachrichtigte darüber seinen Vater, der ihn per Fahrrad in Gießen abholte.

Siegfried Träger

 

Der gewitzte Knecht

Heinrich Mandler, der aus Kinzenbach stammte und als Knecht bei „Scholtesse“, einer wohlhabenden Bauernfamilie in der Rodheimer Straße 37 in Diensten stand, sollte eines Tages Bleche mit Kuchen zum nahen Backhaus auf dem Nahrungsberg bringen (siehe Foto des längst abgerissenen Gebäudes). Dabei blieb ihm nicht verborgen, dass ein Teil der Kuchen mit Hölzchen versehen war, ein anderer aber nicht. Wahrscheinlich nicht zu Unrecht ahnte er, ja vielleicht kannte er auch von früheren Aufträgen her die geheime Bedeutung dieser Kennzeichnung, nämlich dass das Vorhandensein oder Fehlen eines Hölzchen etwas über die Qualität des jeweiligen Kuchens aussagte: die bessere Sorte war mit einem Hölzchen markiert und war für seine Herrschaft bestimmt, die hölzchenlose und weniger qualitätsvolle sollten die Bediensteten des Hofes essen. War das nicht ungerecht? Allein, wie konnte dieses Unrecht beseitigt werden? Ganz einfach eigentlich, fiel dem Knecht Mandler ein, indem ich eben die Hölzchen austausche. Das geschah denn auch ganz unauffällig auf dem Weg zum Backhaus. Der Herrschaft blieb dann nach dem Backen die Verteilung überlassen, nur sie wusste ja genau, wem der Kuchen mit und der ohne Hölzchen zustand. Ob es den Hofeigentümern wohl aufgefallen ist, dass sie wenigstens diese Mal den Kürzeren gezogen haben? Dem gewitzten Knecht jedenfalls gefiel seine Idee so gut, dass er sie noch im Alter seinen Enkeln immer wieder gerne verriet (mitgeteilt von Wilhelm Schleenbecker).

Siegfried Träger

Vom Flugzeugbauer zum Blumenfabrikant

Wie ein ganz neues Gewerbe in unser Dorf kam – und wieder verschwand

In den 1950-er Jahren konnte man in Krofdorf gar nicht selten folgendes beobachten: Frauen, zumeist jüngeren und mittleren Alters, transportierten auf dem Gepäckträger ihres Fahrrades oder mittels Leiterwägelchen fast mannsgroße helle Kartons vom Dorf hinauf in Richtung Gleiberg. Wer ihnen gefolgt wäre, hätte gesehen, wie sie von der Burgstraße in den Hainweg einbogen und etwa 200 Meter weiter mit ihrer Fracht ein langgestrecktes barackenähnliches Holzhaus betraten. Das damals letzte Gebäude am Hainweg, Eigentum der in Frankfurt “ausgebombten” Familie Nöll, hatte während des 2. Weltkriegs an anderer Stelle als Unterkunft für Fremd- und Zwangsarbeiter der Firma Döco gedient. Jetzt befand sich in einem Teil des Hauses die Blumenmacherei des Hans Nitsche. Hier wurde aus den Kartons heraus abgeliefert, was in Heimarbeit verfertigt worden war: luftige Gebilde aus Krepppapier und Draht. Es waren die Rohlinge, die erst noch Festigkeit und Farbe erhalten mussten, damit sie als Kunstblumen für Kränze und Schießbuden dienen konnten.

Nitsches Blumenfabrikation, die als Firma A. Oehme im Handelsregister stand, war eines der rund 140 zumeist kleinerer Unternehmen, die es in der Nachkriegszeit in Krofdorf-Gleiberg gab und rund um den Gleiberg 25 Jahre lang das einzige seiner Art war (in Krofdorf wahrscheinlich das erste überhaupt).

Wie aber kam es, dass sich in unserem Dorf eine Produktionsstätte für Kunstblumen etablierte? Die Bedingung dazu schufen – kurz gesagt – der Krieg sowie die ihm folgende Teilung Deutschlands in Ost und West. Beginnen wir mit dem Krieg. Hans Nitsche aus Sebnitz in Sachsen (Foto) und von Beruf Flugzeugbauer kam als Kriegsgefangener der Amerikaner nach England. Dort lernte er den ebenfalls kriegsgefangenen Paul R. aus Krofdorf kennen. Nitsche war damals schon verlobt mit Lieselotte Oehme, der Tochter von Arthur Oehme und seiner Frau Gertrud, die in dem bereits erwähnten Sebnitz eine kleine Blumenfabrik besaßen. Der Ort, am Nordrand des Erzgebirges gelegen, war weithin bekannt als „Stadt der Kunstblumen“.

Aber die Oehmes sahen wohl unter der russischen Besatzung Sachsens keine rechte Zukunft mehr für ihr Unternehmen und wollten ihre Heimatstadt verlassen, „abhauen“, wie man damals den Wechsel von Ost nach West nannte. Aber wohin? Da kam ihnen die Bekanntschaft des Verlobten ihrer Tochter mit eben jenem Paul R. aus Krofdorf in den Sinn. Könnte der ihnen nicht den Weg in den Westen ebnen? Hans Nitsche, der inzwischen als freier Mann in England geblieben war und sogar seine  Verlobte dorthin geholt hatte, suchte den Kontakt zu dem gleichfalls längst aus Kriegsgefangenschaft entlassenen Krofdorfer, und der wiederum fragte Günter Nöll, den Besitzer des Holzgebäudes am Hainweg, nach der Möglichkeit, hier eine Blumenmacherei einzurichten. Nöll, der damals schon in seiner Behausung die defekten Radios der Dorfbewohner reparierte, sagte zu, worauf hin Arthur Oehme bereits in den Jahren 1947/48 entsprechendes Material und Geräte aus Sebnitz nach Krofdorf expedierte, selbst jedoch zurück in seiner Heimatstadt blieb und Hans Nitsche vorschlug, eine Blumenproduktion in Krofdorf aufzuziehen. Der wäre zwar lieber in England geblieben, auch seine Verlobte Lieselotte wollte „eigentlich vom Blumenmachen gar nichts wissen“, wie mir Frau Nitsche (Bild rechts) Jahrzehnte später sagte. Aber es kam anders: Die beiden heirateten 1950 in Sebnitz und zogen noch im selben Jahr auf getrennten Wegen wieder in den Westen, aber nicht zurück nach England, sondern nach Krofdorf. Hier bezogen sie ein Hinterzimmer im Haus am Hainweg und begannen in den beiden vorderen Räumen mit dem bereits vorhandenen Material und zwei noch zusätzlich aus Sebnitz zugesandten Stanzen und Maschinen – eine Presse und eine Drücke – mit der Blumenproduktion.

Die zunächst aus Krepppapier gestanzten und per Druck geformten Blüten-und Blumenblätter gingen zusammen mit dem Draht für die Stiele an Heimarbeiterinnen, die daraus zunächst jene bereits erwähnten Rohlinge anfertigten. Deren eigentliche Veredlung zu „Blumen“ geschah dann wieder unterm Dach des Hainweg-Gebäudes, wo sie zur Festigung zunächst in heißes Paraffin getaucht und anschließend zum Trocknen mit ihrem Stiel in einen Sandkasten gesteckt wurden. 50 Pfennig Stundenlohn – etwa soviel wie die Zigarrenmacherinnen am Ort – erhielten zu Anfang die 4 bis 5 fest angestellten Arbeiterinnen für diese Tätigkeit, während die Heimarbeit im Stücklohn abgegolten wurde.

Waren die Papierblumen gewachst und getrocknet, kam als letztes eine Art Bestäubung dran. Bestäubt wurde aber nicht mit Pollen wie in der Natur, statt dessen mit einer Mischung aus Kartoffelmehl, Talkum und Farbe. Erst danach waren die Blumen fertig für die Kunden, zumeist Gartenbetriebe und Großhändler, die sie an Kaufhäuser und Schießbuden weiterverkauften.

„Angefangen haben wir mit Kranzblumen“, erinnerte sich Frau Nitsche mehr als fünfzig Jahre später an die dürftigen Anfänge am Hainweg. Erst etwas später habe man auch Schießbuden-Blumen angefertigt. Das Sortiment umfasste Rosen, Nelken und Dahlien. Chrysanthemen hingegen mit ihrer komplizierten Blütenpracht konnten erst in das Angebot aufgenommen werden, nachdem das Unternehmen eine sogenannte „Riefmaschine“ angeschafft hatte. Da befand es sich aber schon nicht mehr am Hainweg. Zehn Jahre nach der Gründung nämlich verließen die Nitsches das Baracken-Domizil und bezogen eine neue Produktionsstätte: die entsprechend umgebaute Scheune des Anwesens Nr. 22 in der heutigen Wetzlarer Straße.

1975 dann war Schluss mit dem Blumenmachen aus Krepppapier und Paraffin. Um diese Zeit begann die Ära der Plastikblumen, „und deren Fertigung wollten wir nicht übernehmen“, erklärt Frau Nitsche die Entscheidung, die Firma A. Oehme 25 Jahre nach ihrer Ansiedlung in Krofdorf wieder aufzulösen.

Siegfried Träger

 

Die letzte Fahrt des Walter Moos

Es musste schon bald nach meiner Ankunft in Krofdorf im Jahre 1946 gewesen sein, als ich von einem Vorfall reden hörte, in dem es um einen tödlichen Motorradunfall und einen Selbstmord ging. Was da und wann wirklich geschehen sein sollte, verstand ich damals nicht und behielt eigentlich nur die beiden Stichworte – Motorradunfall und Selbstmord – im Gedächtnis. Erst Jahrzehnte später bekam ich ein kleines Foto in die Hand, das drei junge uniformierte Männer zeigt, von denen einer auf einem schweren Motorrad sitzt (siehe Bild unten). Auf der Rückseite des Fotos stand: „Die letzte Fahrt von Walter Moos“. Angeregt durch Foto und Beschriftung versuchte ich Genaueres über jene „letzte Fahrt“ herauszufinden. Und dabei war zu bemerken, dass die Erinnerung an das dahinter stehende Ereignis bei den in den 1990er-Jahren Befragten tatsächlich noch sehr gegenwärtig war. Auf mein „Was, wann, wo“ erhielt ich dann allerdings Darstellungen angeboten, die im Kern zwar übereinstimmten, aber doch in Details voneinander abwichen.

 

Von links: Willi Heyer, Walter Moos, Ernst V.

Willi Heyer, geboren am 2. 5. 1912 in Krofdorf, war der ältere von zwei Söhnen des Landwirts Wilhelm Heyer und dessen Ehefrau Luise, geb. Bender, und Enkel von Wilhelm Heyer, genannt „Backstaa-Heyer“. Willi Heyer war Landwirt und bewirtschaftete zusammen mit seinem Vater in der Hauptstraße 10 einen der damals größten bäuerlichen Betriebe Krofdorfs. Anfang der 1930-er Jahre wurde er Besitzer eines Motorrades, das ihm angeblich sein Großvater geschenkt hat. Zu Heyers Freunden zählte Walter Moos, Sohn des Gastwirts Eduard Moos, Hauptstraße 54. Walter Moos, geb. am 22. 11. 1914, war wie Heyer Mitglied des sogenannten „Motorsturms“, einer Formation innerhalb der nationalsozialistischen SA ( = Sturmabteilung).

Ende April 1935 sollen die beiden auf Heyers Motorrad eine SA-Versammlung in Wetzlar besucht haben und wollten anschließend über Waldgirmes nachhause fahren. In der Nähe von Hof Haina trafen sie ihren Kameraden Ernst V., der mit dem Fahrrad unterwegs war. Bei diesem Zusammentreffen wurden sie zu Dritt fotografiert, wer die Aufnahme machte, ist allerdings nicht mehr bekannt. Kurze Zeit später war einer der drei, Walter Moos, tot, gestorben als Beisitzer auf dem Motorrad seines Freundes. Und das soll so gekommen sein:

Nachdem die beiden Motorradfahrer sich von V. verabschiedet hatten, fuhren sie nicht direkt nach Krofdorf zurück, sondern nahmen einen Umweg über Gießen. Als sie dort die Straße in Richtung Krofdorf erreichten, soll der Motor von Heyers Maschine „blockiert“ haben. Jedenfalls ist es zu einem Sturz gekommen, an dessen Folgen Beifahrer Walter Moos noch in der folgenden Nacht in einem Gießener Krankenhaus verstarb. Ehe er beerdigt wurde, hielten Mitglieder der SA am Sarg, der im Hof der Gastwirtschaft Moos pompös aufgestellt war, „Totenwache“ (Foto unten).

Etwa ein Jahr nach dem Tod von Walter Moos besuchte Willi Heyer mit seiner Freundin (oder Verlobten) Elli J. sowie Otto V. und Hilde W. per Rad ein Kino in Gießen. Bereits wieder auf dem Heimweg – die Vier befanden sich inzwischen kurz hinter der Stadtgrenze Gießens und damit in der Nähe des etwa ein Jahr zurückliegenden Motorradunfalls – beugte sich Heyer über die Lenkstange, löste sich aus der Radlergruppe und fuhr, sein Tempo steigernd, geradewegs auf einen Straßenbaum zu. Nach dem Zusammenprall mit dem Baum blieb er blutüberströmt auf der Straße liegen. Seine Begleiter liefen in ein naheliegendes Wohnhaus und forderten von dort aus telefonisch einen Krankenwagen an. Einige Tage später dann ist Heyer an seinen schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus gestorben.

Versucht man herauszufinden, was Heyer zu diesem selbstmörderischen Handeln veranlasst haben mag, bekommt man von Menschen, die sich daran noch erinnern, zumeist die Antwort, er habe das Schicksal seines Kameraden nicht verwunden und deshalb den Tod an der Stelle des Motorradunfalls gesucht. Es gibt jedoch noch eine Version, die Heyers Verhalten in einem etwas anderem Licht erscheinen lassen könnte. Sie stammt von Personen, von denen eine der Verlobten Heyers Elli J. freundschaftlich verbunden war, eine andere seinerzeit zum Freundeskreis Heyers gehörte. Dabei war übereinstimmend zu hören, dass Willi Heyer nach dem Motorradunfall durch den Krofdorfer SA-Mann Albert V. schwer beschuldigt worden  sei, und zwar in der Weise, dass ihm V. – „Scharführer“ der SA-Reiter und wesentlich älter als Heyer – immer wieder seine angebliche Schuld am Tode von Moos vorgehalten habe. Darüber klagte Heyer unter Tränen eines Tages sogar am Wirtshaustisch beim „Moos“. Er scheute sich also nicht, auch weiterhin die Gastwirtschaft zu besuchen, die dem Vater seines toten Freundes gehörte, er also hier keine Vorhaltungen hinsichtlich des Unfalles und seiner Folgen zu befürchten brauchte, ja sogar offen darüber sprechen konnte.

Was also trieb den jungen Menschen am Ende wirklich dazu, sich unter den Augen guter Freunde ins Verderben zu stürzen? War es wirklich nur eine „Spontanreaktion“, weil Ort und Zeit ihn plötzlich an den folgenschweren Unfall vom Jahr vorher erinnerten? Oder war es der Schlusspunkt einer seelischen Entwicklung, in die sich Stimmen von außen einmischten, gegen die der Angeschuldigte keinen Widerstand mehr aufbrachte? Ganz bestimmt aber versuchte Heyer sich mit seiner Tat von einer schweren Not zu befreien. Einen anderen Ausweg sah er vielleicht nicht, bot ihm wohl auch niemand an.

Siegfried Träger

 

Elisabeth Mandler – eine Krofdorferin als Diakonisse in Frankfurt

Stirbt eine Schwester des Diakonissenhauses Frankfurt, wird sie auf einem eigens für sie reservierten Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof der Stadt beigesetzt. Auf den aus rotem Stein gefertigten Grabplatten findet man in aller Regel zwei Namen. In einem dieser Doppelgräber hat nach ihrem Tod am 18. März 1960 auch die Diakonisse Elisabeth Mandler ihre letzte Ruhe gefunden, eine Krofdorferin und womöglich die einzige Frau aus unserem Dorf, die einen guten Teil ihres Lebens im Dienst der Diakonie verbrachte.

Geboren wurde Elisabeth Mandler am 18. 8. 1879 in Krofdorf als Tochter des aus Kinzenbach stammenden Heinrich Mandler und der Krofdorferin Anna Marg. Schubecker, aufgewachsen ist sie in der Hauptstraße 80 zusammen mit ihrer Schwester Karoline, die spätere Ehefrau des Bauunternehmers Karl Schleenbecker.

1907, mit bereits 28 Jahren also, war Elisabeth Mandler als „Probeschwester“ in das Diakonissenmutterhaus in Frankfurt eingetreten. Als Probeschwester versah sie vor allem Küchendienst, ehe sie im Jahre 1916, also mitten im 1. Weltkrieg, als Diakonisse eingesegnet  wurde. Jetzt erwartete sie eine ganz neue Aufgabe: die Pflege schwer verwundeter und sterbender Soldaten in einem Lazarett in der nordfranzösischen Stadt Sedan, ein Dienst, der „tiefen Eindruck auf sie machte“, wie es im Nachruf von 1960 heißt. Nach dem Krieg schickte sie das Mutterhaus 1922 für fünf Jahre als Gemeindeschwester nach Oberroßbach im Dillkreis. Mit der gleichen Aufgabe betraute man sie von 1930 bis 1945 hintereinander  in zwei Frankfurter Gemeinden, ehe sie – nun schon in fortgeschrittenem Alter – von 1945 bis 1952 als „Stationsmutter“ nach Oberscheld ging und schließlich als „Feierabendschwester“  ins Mutterhaus an der Cronstettenstraße in Frankfurt zurückkehrte.

Von dort aus hat Elisabeth Mandler,  eine kleine, zierliche Person in dunkler Diakonissentracht und mit einem plissierten Häubchen auf dem weißen Haar – so meine eigene Erinnerung an sie -, zuweilen ihre Verwandten in Krofdorf besucht. Als sie nach kurzer Krankheit starb, lagen 53 Jahre im Dienste des Frankfurter Diakonissenhauses hinter ihr.

Das Foto zeigt Elisabeth Mandler als Lazarett-Pflegerin, es entstand also vermutlich während ihres Aufenthaltes in Sedan.

Siegfried Träger

Ein Soldat braucht Geld

Vorbemerkung: Das Folgende ist die Abschrift eines zweiseitigen Briefes, den Karl Leib, siehe Foto unten, im Jahre 1861 – damals etwa 22 Jahre alt – während seiner Militärzeit in Deutz an seine Eltern in Krofdorf, Inselstraße 2, schrieb. Leib, aus einer angesehenen Bauernfamilie  – Moose/Krokelmoose – stammend, war später auch Mitglied des Wetzlarer Kreistages. Erklärende Ergänzungen erscheinen in Kursiv, nicht eindeutig lesbare Begriffe sind durch Einklammerung oder durch eingeklammerte Fragezeichen gekennzeichnet. Eigentümerin des Dokumentes und des Fotos war die Enkelin von Karl Leib, Hildegard Heydorn, geb. Leib, verwitw. Gombert, die mir die Erlaubnis zur Transkription und zur Veröffentlichung gab.
Siegfried Träger

An Herrn Georg Leib (Moose)
Krofdorf
Kreis Wetzlar

Deutz, den 13. Januar 1861

„Liebe Eltern und Angehörige!

Euren Brief nebst dem Paket mit Butter, Wurst, Strümpfe, Kuchen Geld und Zigarren und den (. . . .) habe ich bei gutem Wohlsein erhalten und daraus gesehen, daß Ihr noch alle recht gesund seid, welches mich sehr freut. Ihr wollt gerne wissen, wie es mit unserem Dienst bei der jetzigen kalten Witterung steht. Das ist so schlimm nicht, denn wir sind fast den ganzen Tag über im Stall. Des Morgens wird gewöhnlich ½ bis 1 Stunde geritten, die meiste Zeit aber in der Bahn wo es nicht viel kalt drin ist, des Mittags wird von 3 bis ½ fünf zu Fuß exerziert, wenn’s sehr kalt ist wird auf dem Kasernenhof marschiert, wobei einen nicht viel kalt wird. Ich habe noch an keiner Erkältung gelitten, von Zahnschmerzen habe ich noch nichts gespürt, wodurch ich mich sehr glücklich schätze, überhaupt die Kommisküche scheint meiner Gesundheit zuträglicher zu sein, als zuhause die fette. Meine Strümpfe sind noch ziemlich im Stand, ich lasse mir sie immer bei einer Frau von einem Sergeanten von unserem Schwadron waschen welche sie mir auch flickt wenn ich die Zeit nicht habe. Wie Ihr mir schreibt, so spricht man zu Hause auch viel wieder von Mobilmachung. Auch hier ist das Gerede schon lange davon gewesen, aber was ein Soldat davon weiß ist nicht weit her. Gestern Abend bekam ich einen Brief vom Leib aus Berlin, welcher schreibt, daß ihr Hauptmann am Neujahrstage gesagt hätte, daß dieses Jahr nicht gut für sie ablaufen würde, denn sie könnten vielleicht vor den Feind kommen. Macht Euch nur nicht viel Unruhe vor der Zeit, denn es kann so Gott will, auch wieder glücklich vorübergehen. Wäre das doch nicht der Fall, und mein Schwager kann zuhause bleiben, so lange bin ich zufrieden in meinem Stande. Den 31. Januar bekam ich den Brief mit den (. . . .) und habe daraus gesehen, daß es jetzt zuhause im Entstehen ist mit einer neuen Gemeinde. Käme es nur dazu, daß die Geschichte eine andere Wendung bekäme, und dass die Reibereien zwischen beiden Partheien nachließen. (Diese Passage bezieht sich auf die Streitigkeiten innerhalb der evangelischen Kirche Krofdorf-Gleibergs, die schließlich zur Entstehung einer freireligiösen Gemeinde führte – S. T.). Schreibt mir näheres darüber ob es im Fortschreiten ist. Als ich das Geld 2 Tage hatte kam der Wachtmeister wieder zu mir, und fragte mich wieder um Geld. Abschlagen konnte ich ihm doch nun nicht, ich mußte ihm (. . . .) lehnen, und wie es mir scheint auf immer. Deshalb muß ich wieder um Geld bitten bis Ende dieses Monats, bis dahin komme ich noch aus, von der alten Butter habe ich noch etwas. Schreibt mir, was die Pferde machen, der Fuchs wird wohl seinen Laufpaß dieses Frühjahr bekommen, die Hafer wird hoch genug liegen, hat der Krauskopf seinen Hangeter (?) noch? Grüßt mir dem Krauskopf und schreibt mir ob es meinen kleinen Pathen namentlich dem Karl noch so schmeckt. Den Brief vom Christian habe ich mit Freude erhalten, ich werde ihm nächstens schreiben, es gibt mir jetzt zu viel. Ich will schließen und grüße Euch Alle herzlich.

Einen schönen Gruß von Jakob und Rheinländer und grüßt mir den Launsbacher Schmidt wenn Ihr Gelegenheit dazu finden, es ist wohl der Fall dass er bald wieder herkommt.“

Eine Zeile am Rand der zweiten Seite des Briefes: „Den Brief w. die Zigarren waren mir sehr willkommen, grüßt mir den Henkel und sagt im Merse“

 

Dem Pastor Bescheid gesagt


Wilhelm Euler, siehe Bild von 1909, wohnte in der Hauptstraße 53. Besser bekannt war der Krofdorfer Pflasterer unter seinem Spitznamen „Schetze Euler“, und als eben dieser galt er im Dorf als Original. Worauf dieser Ruf beruhte?  Vielleicht weil Euler gerne allerlei Späße trieb und kuriose Geschichtchen von sich gab. Kinderlos verheiratet war er mit Wilhelmine Bodenbender aus Salzböden, einer Schwester von Ludwig Bodenbender, dem ersten Landwirtschaftsminister Hessens nach dem 2. Weltkrieg. Frau Euler starb, vor ihrem Ehemann, am 23. Februar. 1953, die Grabrede zwei Tage später hielt Pfarrer Franz Roth. Roth war von 1949 bis 1959 ein strenger und wortgewaltiger Hirte seiner Gemeinde, deren Mitglieder aber nicht gerade zu den fleißigsten Kirchgängern gehörten. Das verdross den Pfarrer natürlich, darum wohl ergriff er jede sich bietende Gelegenheit, seine Schäfchen zum Besuch der Gottesdienste zu bewegen.

Auch Wilhelm Euler bekam diese pastorale Bemühung zu spüren. Kaum nämlich war seine Frau unter der Erde, sprach Pfarrer Roth (Foto von 1953) ihn noch am Friedhof folgendermaßen an: „Nun Herr Euler, ich hoffe, dass ich Sie demnächst sonntags des öfteren in der Kirche begrüßen kann“. Man sollte meinen, der trauernde Witwer hätte sich die Worte des Pastors – Einladung und Ermahnung zugleich – wenigstens höflich angehört. Doch nichts dergleichen. Der Pflasterer, berüchtigt für sein respektloses Mundwerk, machte dem Pastor umgehend klar, was er von dessen Wink mit dem Zaunpfahl hielt. „Eabbes will ich dr sa“, tat Euler in seinem heimatlichen Dialekt und dazu in vertraulicher Duz-Form dem aus dem Rheinland stammenden Pastor kund, „jetzt sein ich 70 Juur aalt, ean besher hun eich mer vu kann sa losse, wu ich sonndogs hie ze gie hu. Deashalb loss ech mr doas ach vu dir niet sa“. Ob oder wie Pfarrer Roth auf diese ziemlich eindeutige Abfuhr reagierte, ist nicht überliefert.

Um zu unterstreichen, wie ernst seine Worte gemeint waren, verschärfte sie Wilhelm Euler etwas später einem Nachbar gegenüber sogar noch mit dem Hinweis: „Dem hun eich vielleicht Bescheid gesaat!“.

Aufgezeichnet von Siegfried Träger

„Storke Eck“ – ein architektonisches Prunkstück

Wenn von diesem Fachwerkhaus an der Hauptstraße die Rede ist, spricht man noch immer vom „Storke Eck“. Es ist nach dem Verschwinden ähnlich eindrucksvoller Gebäude eines der inzwischen selten gewordenen architektonischen Zeugnisse aus dem frühen 19. Jahrhundert, die dem Dorf sein besonderes Gepräge gegeben haben.

Belegt durch eine Inschrift über dem großen Hoftor waren die „Bauherren“ Johann Georg Schmidt, Sohn des Unterförsters Burkhard Schmid, und seine Ehefrau Charlotte Margarethe Schmidt, geb. Stork. „Aufgeschlagen“ wurde es am 18. August 1831 von Zimmermann und Werkmeister David Heyer an der Stelle eines Vorgängerbaues. 1835 ging das Anwesen als Erbe an den Sohn Georg Schmidt über, der 1852 als Mitbegründer des Gesangvereins „Germania“ mit der Adresse Obergaß 31, das ist die heutige Hauptstraße 41, genannt wird. Nächster Eigentümer war Georg Schmidts Sohn Karl. Vermutlich nach dessen Tod im Jahre 1875 wurde es an Philipp Leib, genannt Storke Philipp, verkauft, in dessen Familie es blieb bis zum Verkauf an die heutige Eigentümerin Astrid Steinhoff.

Information: Manfred Schmidt


Das „Storke Eck“ in den 1920er Jahren


2017 – Foto: Siegfried Träger

Truppenbetreuung II

Es sollen österreichische Soldaten gewesen sein, die 1939 in Gleiberg einquartiert waren und sich, bezeugt von einem unbekannten Fotografen,  mit 8 Töchtern Gleiberger Bürger und einer Krofdorferin in der Gastwirtschaft „Zur Linde“ trinkfreudig vergnügen. Keiner der fröhlichen Zecher dürfte geahnt haben, dass es mit der unbeschwerten Fröhlichkeit bald vorbei sein würde.

Bildgeberin und Information: Frau Lena Volz

Truppenbetreuung I

Das Soldatenleben ist entgegen der  gesungenen Behauptung „Es ist so schön Soldat zu sein“  in der Regel kein besonders vergnüglicher Zustand, weder im Frieden und noch viel weniger in kriegerischen Zeiten. Um so angenehmer müssen es Feldgraue empfinden, wenn ihnen wenigstens zuweilen die Gegenwart hübscher und ihnen freundlich gesinnter Frauen zuteil wird. Wie diesen drei jungen unbekannten Kameraden, die sich während des 1. Weltkriegs (1914-1918) in Krofdorf aufhielten. Um sie kümmerten sich (von links) die drei Schwestern Johannette, Luise und Emma Feuser aus dem Haus Hauptstraße 85, in dessen Hof das Bild von einem unbekannten Fotografen aufgenommen wurde.