Pfarrer Johann Philipp Ludwig Geibel 50 Jahre im Dienste der evangelischen Kirche


Pfarrer Geibel im Garten hinter dem Pfarrhaus. Das Foto entstand wahrscheinlich am Tag seines unten beschriebenen 50jährigen Amtsjubiläums, deutlich erkennbar ist der vom Kaiser verliehene Rote Adlerorden IV. Klasse

Am 18. Oktober 1899 feierte Pfarrer Johann Philipp Ludwig Geibel, geb.29.6.1820 in Scheid bei Saarbrücken, in Krofdorf sein 50stes Berufsjubiläum. Pfarrer Geibel war es, um den sich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der wahrscheinlich schwerwiegendste kirchliche Konflikt innerhalb der evangelischen Gemeinde des Ortes seit der Reformation gedreht hat, ein Konflikt, in dessen Verlauf es zu einer Austrittswelle eigentlich besonders frommer Bürger aus der evangelischen Kirche kam und der am Ende in die Entstehung der bis heute existierenden Freireligiösen Gemeinde mündete. Wer sich genauer darüber informieren will, was damals die Gemüter in Krofdorf-Gleiberg in Wallung brachte, kann dies sehr ausführlich nachlesen in dem Buch „Dissidenten, Mucker, Tumultanten“ von Dieter Bender oder in der Broschüre „Die Entstehung der ‚Freireligiösen Gemeinde‘ in Krofdorf-Gleiberg“ des ehemaligen Superintendenten Gustav Biesgen.

Gewürdigt wurde Pfarrer Geibels Jubiläum auch in der Chronik der Volksschule. Was der Schulchronist davon zu berichten wusste, hier steht es:

„Unsere Gemeinde darf sich eines Vorzuges rühmen, die nur wenige andere mit ihr gemeinsam haben: sie ist ein Jubiläumsort.

Heute feiert unser allverehrter Herr Pfarrer und Lokalschulinspector sein 50jähriges Amtsjubiläum. Pfarrwohnung und Kirche hatten Festschmuck angelegt, auch die Stätte der weltlichen Feier, das Freund’sche Gasthaus prangten im Festschmuck. In den Vormittagsstunden erschienen die Gratulanten: Lehrer, Amtsbrüder, u.s.w. Um 11 Uhr begann der Festgottesdienst. Außer den Gemeindegliedern wohnten zahlreiche von außerhalb erschienene Gäste demselben bei, so die Herren Landrat Dr. Gödecke, Oberstlieutnant Retzlaff, Superintendent Schöler, die Amtsbrüder und Freunde des Jubilars. Die Worte aus Ps. 119, v. 71 bildeten die Grundlage, auf welcher der Jubilar seine Festpredigt aufbaute.

Herr Superintendent Schöler überreichte den von Sr. Majestät unserem Kaiser und König dem Jubilar in Anbetracht seiner langjährigen treuen Arbeit verliehenen Roten Adlerorden IV. Klasse mit der Zahl 50. Außerdem brachte derselbe ein Schreiben des königl Konsistoriums in Coblenz zur Kenntnis, worin die genannte hohe Behörde ebenfalls ihre warme Anerkennung für das Wirken des Jubilars ausspricht und demselben ihre herzl. Glückwünsche darbringt.

Vor und nach dem Festgottesdienst überreichten die dem verehrten Jubilar Nahestehenden sinnige, wertvolle Geschenke. Um 2 Uhr begann im dekorierten Saale des anfangs erwähnten Gastwirts die Festtafel, an der etwa 140 Gäste teilnahmen. Zahlreiche Reden . . .  gaben dem Mahl die nötige Würze.

Im Lauf des Tages waren eine Menge von Glückwunschtelegrammen eingegangen – 50 Stück – , welche von Herrn Pfarrer Geibel in Dutenhofen zur Verlesung gebracht wurden. Der ganze Verlauf der Feier war ein solcher, daß der Jubilar und seine Angehörigen allen Grund haben, mit Freude und Genugthuung an dieselbe zurückzudenken. Möge dem greisen Pfarrherrn noch ein langer, gesegneter Lebensabend beschieden sein.“

Anmerkung:
Ein langer Lebensabend war dem hochverehrten Pfarrer nach der oben beschriebenen Jubelfeier allerdings nicht mehr beschieden. „Wie ein Kindlein in der Wiege“, so liest man es ebenfalls in der Schulchronik, „entschlief Samstag, den 3. August (1901) ab ½ 6 Uhr unser Pfarrer und Lokalschulinspektor, Pfarrer Geibel, ein Freund unserer Kinder, ein väterlicher Berater ihrer Lehrer, auf seinem Lieblingsplätzchen im Garten, 81 Jahre alt.“.