1930: Wandergruppe der SPD und SAJ

Bis kurz vor der „Machtergreifung“ des NS-Regimes 1933 dominierten das politische Leben in Krofdorf-Gleiberg – deutlich ablesbar an Wahlergebnissen – zusammengenommen die beiden Linksparteien SPD und KPD. Dies schlug sich auch im kulturellen und sportlichen Bereich nieder. Anders als heute gab es in beiden Ortsteilen ein ausgesprochen linkes „Milieu“, dem sich naturgemäß Angehörige der Arbeiterschaft verbunden fühlten. Man teilte nicht nur eine gemeinsame politische Gesinnung, sondern blieb auch gerne „unter sich“ (was ebenso galt für die bürgerliche und bäuerliche Seite). Das Foto unten, aufgenommen um 1930, zeigte eine Wandergruppe mit Mitgliedern der SPD und der SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend).

Bildgeber: Günter Stork

Fototermin auf dem Burghof etwa 1900

Weder Anlass noch der Fotograf dieser Aufnahme sind bekannt, hingegen die meisten der Personen, die sich um das Jahr 1900 an der Treppe hinauf zum „Rittersaal“ versammelt haben. Genannt seien der 3. von links auf der Treppe Sebastian Niebergall, der erste Pächter der Burggaststätte, direkt unter ihm seine Ehefrau Elisabeth Niebergall, geb. Koch, der Herr rechts mit Zigarre der Getränkehändler Jean Weisel aus Gießen. Die Diakonisse links im Bild Katharina Niebergall ist die Schwester des Burgwirts.

Information und Bildgeberin: Frau Gertrud Schlage, geb. Niebergall, die Enkelin des Burgwirts.


Veteranenverein

Mehr als dass es sich bei den unten Abgebildeten um Mitglieder eines Krofdorfer Veteranenvereins handelt und einige Namen der Veteranen ist zu diesem eindrucksvollen Foto nicht bekannt. Da die meisten der Herren bereits im gesetzten Alter sind, dürften sie Teilnehmer von Kriegen des 19. Jahrhunderts gewesen sein, als da waren der Krieg des Deutschen Bundes mit Dänemark 1864, der deutsch-deutsche Krieg Preußens mit Österreich und der Krieg mit Frankreich 1870/1871. Allen dreien dieser Kriege war auch das 1912 errichtete Denkmal an der Burgstraße gewidmet (siehe unten Beitrag 1912: Übergabe des Kriegerdenkmals an der Burgstraße).

Veteranenverein (1)KL

1891: Gesangverein Hermanus Gleiberg

Bereits 12 Jahre bestand der Gleiberger Gesangvereins Hermanus, als dieses Bild von einem unbekannten Fotografen aufgenommen wurde. Vermutlich geschah dies, die Kokarden an der Brust der Sänger könnten darauf hinweisen, anlässlich eines Sängerfestes, ob auf dem Gleiberg oder anderenorts muss hier offen bleiben. Das Bild ist eines des ältesten oder gar das älteste des Vereins und befindet sich digitalisiert in unserem Fotoarchiv.

GV Hermanus Gleiberg 1891kl

1928: Gleibergfest

Die folgenden Fotos aus unserem Archiv entstanden bei einem Gleibergfest im Jahr 1928. Der Anlass dazu ist nicht bekannt, irgend ein Jubiläum oder Ähnliches schien in jenem Jahr nicht zu feiern gewesen. Aber hoch her muss es trotzdem gegangen sein. Ein historisch anmutendes Theaterstück* wurde aufgeführt, wie die beiden ersten Aufnahmen zeigen, und ein Festzug zwängte sich – davon die beiden nächsten Bilder – durch Gleibergs enge Gassen.

*Mitwirkende: Laiendarsteller aus Krofdorf und Gleiberg sowie Schauspieler vom Stadttheater Gießen

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„Kinnerschul“

Wenn in früheren Jahren von der „Kinnerschul“die Rede war, und bei den älteren Ortsbürgern ist das bis heute so, ist damit  das ehemalige Schulhaus an der Poststraße (davor Schulstraße) gemeint. In diesem immer noch eindrucksvollen Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert wurden bis zum Bau der Schule an der oberen Hauptstraße Anfang des 20. Jahrhunderts Krofdorfs Volksschulkinder unterrichtet, danach diente es als Wohnhaus und während der NS-Zeit ab 1936 auch als Kindergarten, volkstümlich als Kinnerschul bezeichnet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das gesamte Haus Heimstatt vor allem für heimatvertriebene Familien, womit für längere Zeit Krofdorf keinen Kindergarten mehr besaß.

Das unten eingefügte Foto (Bildgeberin Margret Flimm) mit Kindern und drei Kindergärtnerinnen entstand Anfang der 1940er Jahre im Hof der „Kinnerschul“, der an den großen zum alten Pfarrhaus (im Hintergrund) gehörenden Garten grenzte.

Kindergarten (2)

8 trinkfeste Krofdorfer Burschen

Das Datum dieses Fotos  – aufgenommen von einem unbekannten Fotografen im Hof der Gastwirtschaft Moos – ist nicht bekannt. Entstanden sein dürfte es um 1920, da zählten die acht Burschen so zwischen 16 und 18 Jahre, waren also alt genug, um ihre paar Pfennige bei entsprechender Gelegenheit in Bier umsetzen zu dürfen, aber noch so jung, dass sie dem kürzlich zu Ende gegangen Großen Krieg gerade knapp entgangen waren.

§ 11: „Es wird weitergesoffen“ 

8 Burschen Moos (1)kl

1907: Zwei „ausgesperrte“ Zigarrenarbeiterinnen in der Fremde

In der Festschrift „100 Jahre SPD Wetzlar“ wird auf Seite 149 berichtet, dass infolge Aussperrung nach Arbeitskampf in der Zigarrenindustrie am 17.6.1907 14 Arbeiterinnen aus Krofdorf-Gleiberg abgereist seien, um auswärtig Arbeit zu finden, 3 nach Wandsbek, 4 nach Elberfeld, 5 nach Biebrich, 2 nach Darmstadt. Leider werden die Namen der abgereisten Arbeiterinnen nicht genannt, unser Archiv besitzt jedoch ein Foto (siehe unten), das auf der Rückseite den Hinweis enthält, es handele sich um 3 Krofdorferinnen in der Fremde. Tatsächlich befinden sich auf dem Bild lediglich 2 Krofdorferinnen, nämlich Elisabeth Krombach, genannt „Kreuder-Bettchen (Bildmitte) und Katharina Pfaff (auf dem Bild rechts). Die Person links soll laut Bildgeberin Frau Martha Echternacht die Zimmerwirtin der beiden gewesen sein. Da das Foto in Düsseldorf entstand, könnten die beiden jungen Frauen zwei der 4 nach dem nahen Elberfeld „abgereisten“ Arbeiterinnen sein. Nicht bekannt ist, wann die ausgesperrten Zigarrenarbeiterinnen wieder nach Krofdorf zurückkehrten. Elisabeth Krombach war später mit Heinrich Debus, Katharina Pfaff mit Wilhelm Abel verheiratet.

2 Krofdorferinnen in der Fremde (1907) 1kl

1931: Jahrgangsfeier der 65jährigen

Auf diesem Foto aus unserem Archiv sehen wir Männer und Frauen im Alter von 65 Jahren, geboren also sind sie noch im „tiefsten“ 19. Jahrhundert. In ihrem Geburtsjahr 1866 war Krofdorf-Gleiberg noch ein preußisches Dorf, ehe fünf Jahre später, 1871 in Versailles, das Deutsche Kaiserreich proklamiert wurde. Jetzt, im „Ruhestandsalter“ sind sie Bürger der „Weimarer Republik“, und wohl die meisten von ihnen erlebten wenig später die Entstehung der Hitler-Diktatur.

Jahrgang 1866 65er-Feier (1931)kl

1929: 16 Kirmesmädchen beim Frühschoppen

Diese 16 jungen Damen erwischte der (unbekannte) Fotograf wie sie in bester Laune den Frühschoppen der Kirmes 1929 beim Gastwirt Moos veranstalten. Nicht fast steif wirkend und züchtig angetan mit langen Röcken wie elf Jahre vorher ihre damals etwa gleichaltrigen Geschlechtsgenossinnen ebenfalls als Kirmesmädchen (siehe die Fotos bei 1918: 2 x Kriegskirmes), sondern beinfrei und auch sonst viel lockerer.

Es gibt eine große Anzahl Fotos und Filme, die insbesondere am veränderten Kleidungsstil der Frauen die tiefgreifende „Zeitenwende“ nach dem ersten Weltkrieg sichtbar machen.

16 Kirmesmädchen Moos (1929) 1kl