Karl Drescher – ermordet vom NS-Staat in Hadamar

Bereits knapp 80 Jahre alt war der Zimmermann Karl Drescher aus der Kinzenbacher Straße 11, als er am 2. Mai 1944 zwangsweise und mit heftiger Gegenwehr in die Heil- und Pflegeanstalt Weilmünster verbracht wurde, am 13. Oktober von dort in die NS-Vernichtungsanstalt Hadamar kam, wo er nur 11 Tage später, am 24. Oktober, auf ungeklärte Weise verstarb und wahrscheinlich in einem Massengrab verscharrt wurde. Damit teilte er das Schicksal tausender anderer Opfer der Morde, die der NS-Staat mit willigen Helfern unter dem verharmlosenden Begriff „Euthanasie“ an wehrlosen, als angeblich „lebensunwert“ eingestuften Menschen verübte. Von Dreschers Schicksal erfuhr ich zufällig 2005 bei einem Gespräch mit seiner Enkelin Frau Erika Kneißl, geb. Drescher. Jetzt erinnert an ihn ein „Stolperstein“ vor seinem ehemaligen Wohnhaus, 2013 gelegt von dem Künstler Günter Demnig.

Bildgeberin: Erika Kneißl, geb. Drescher; Information: Gedenkstätte Hadamar

Gruppenbild einer Tanzschule

Eindeutig gekennzeichnet ist das Original dieser Aufnahme des Fotografen L. Orth aus Gießen nicht, zu welcher Gelegenheit sich diese feierlich gekleideten jungen Leute am Eingang zur ehemaligen Gastwirtschaft Pfeiffer, später Moos, in Reih und Glied aufgestellt haben.  Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein Erinnerungsbild zum Abschluss eines Tanzkurses im Saal der Gastwirtschaft, schätzungsweise um das Jahr 1903. Obwohl so lange Zeit zurückliegend, ist es gelungen, zahlreiche der Abgebildeten zu benennen (siehe Bildunterschrift). Zu den unbekannt Gebliebenen muss auch der Tanzlehrer in Bildmitte gezählt werden.

Bildgeber: Schock, Hauptstraße 6

Von links unten nach rechts oben fortlaufend:: Untere Reihe: 1. Karl Schubecker, Krokelstraße 1; 
2. Johannette Feuser , Fohnbachstr. 9; 3. Lina Bender, Fohnbachstr. 11;  4. nicht identifiziert;
5. Anna Suchan, Poststraße 6; 6. Emma Abel, Hauptstraße 30; 7. Karoline Pfeiffer, Hauptstraße 54;  8. nicht identifiziert;  9. Johannette Will , Hauptstraße 43; 10. Eduard Abel, Hauptstraße 30; Zweite Reihe:  11. nicht ident.; 12. nicht ident.;  13. Anna Feuser, Fohnbachstraße 29; 
14. Elisabeth Bender,  Großgasse 10 (ungesichert); 15.– 18. nicht ident.; 19. Karoline Lauz, Rodheimer Straße 25; 20. Minna Abel, Hauptstraße 30; 21. Elisabeth Wagner, Fohnbachst. 23; 22. nicht ident.; Dritte Reihe:   Karl Georg Wagner, Krokelstraße 324.-25. nicht ident.; 26. Ferdinand Römer, Hauptstraße 35; 27.–29. nicht identifiziert; 30. Karl Schleenbecker, Wetzlarer Straße 20; 
31. Wilhelm Moos, Rodheimer Straße 37; 32. Karl Heyer, Hauptstraße 21; 33. Hermann Bender, Wetzlarer Straße 8; Vierte Reihe:  34. Albert Schmidt, Poststraße 3; 35. nicht ident.;  36. Hermann Schleenbecker; 37.–38. nicht ident.; 39. Karl Weil, Inselstraße 8; 40. nicht ident.
41. Heinrich Henkel, Rodheimer Straße 8

Junges Akkordeon-Oktett mit Lehrer

Diese acht Jungen und Mädchen standen, als dieses Aufnahme etwa 1942 entstand, noch ziemlich am Anfang ihres Akkordeon-Unterrichts, beendet aber konnte der nicht werden, denn ihr Lehrer, der aus Rodheim stammende Hans Gerlach, im Hauptberuf Mechaniker, wurde 1943 ein Opfer des 2. Weltkriegs. Gerlach wohnte damals mit seiner Ehefrau Mia in der Seestraße 7. Auch nach dem Krieg gab es Möglichkeiten, das Spiel mit der „Quetschkommod“ zu erlernen, bei Willi Reeh in der Kinzenbacher Straße etwa oder bei Erich Peter, dessen Initiative 1966 sogar zu einem Verein, den Harmonika-Junioren, führte, die bis heute das Musikleben des Dorfes bereichern.

Bildgeberin: Frau Inge Homberger, geb. Valentin

Die Musikanten von links: 1. Kurt Neuhaus; 2. Anni Abel, Gleiberg; 3. Hilde Pausch; 4. Adelheid Schwalm; 5. Inge Valentin; 6. Richarda Rinn; 7. Hans Gerlach; 8. Kurt Schmidt. 

 

1947: Burschenschaft Fidelio, ein kurzer Traum

So weit bekannt, war der Burschenschaft „Fidelio“ eine nur ziemlich kurzlebige Existenz beschieden. Das Bilddokument unten entstand Pfingsten 1947 am Eingang zur Gastwirtschaft August Bender vormals Freund, heute Lava an der Hauptstraße und zeigt junge Männer (siehe Bildunterschrift), von denen  die meisten noch in den 2. Weltkrieg hatten ziehen müssen. Die „Fidelio“ war eine echte Neugründung und hatte mit früheren burschenschaftlichen Aktivitäten beim „Freund“ nichts zu tun, kann auch nicht als Vorläuferin der später hier beheimateten Burschenschaft „Gut Freund“ betrachtet werden. Man besaß sogar eine eigene Fahne, dekoriert von ihrem Mitglied, dem Weißbinder Walter Schmidt. Nur leider ging die auf ziemlich rätselhafte Weise bald verloren, nämlich bereits bei der Kirmes 1947. Der Verdacht, US-Soldaten hätten sie über Nacht aus ihrer Halterung gestohlen, konnte aber nie erhärtet werden.

Bildgeber und Information: Walter Schmidt

Von links unten nach rechts oben fortlaufend: hockend 1: Albert Schock; stehend 2. Willi Leib; 3. Heinz Geißler; 4. Willi Schneider; 5. Hans Backfisch; 6. Karl Wagner; 7. Willi Germer; 8. Paul Bender; 9. Donat Henkel; 10. Helmut Schnepp; 11. Hans Schmidt; 12. Paul Leib; 13. Walter Valentin; 14. Heinz Steglich; 15. Walter Schmidt
 

1911: Vetzberg erhält eine Wasserleitung

„Zur Erinnerung an die Übergabe der Wasserleitung in Vetzberg 1911“, beschreibt der Text auf der Rückseite dieses Fotos den Anlass für die Menschenansammlung neben dem Bergfried. Während bei einem ähnlichen Ereignis in Krofdorf-Gleiberg (siehe unten Eintrag am 14. September 2015) nur die Honoratioren der Gemeinde anwesend waren, nahmen in Vetzberg offenbar auch die Schüler der kleinen Gemeinde mit ihrem Lehrer an der Zeremonie teil.

Bildgeber: Helmut Echternacht

Ein Abschiedsgeschenk

Die Aufnahme dieser 13 Krofdorfer Mädchen in schmucker Dorftracht ist eine der ältesten in unserem Archiv. Sie entstand um 1870 bei einem unbekannten Fotografen zu einem bestimmten Zweck: Das Foto sollte ein Abschieds- und Erinnerungsgeschenk für eine Freundin sein, die mit ihrer Familie nach Amerika auswandern wollte. Mehr ist dazu nicht bekannt, auch keines der Mädchen und  deren Freundin, der das Bild gewidmet war.

Bildgeberin und Information: Frau Anneliese Klinkel, geb. Will

Gemütliche Kaffeepause bei der Feldarbeit

Feldarbeit in „alten“ Zeiten war ohne Zweifel mühsam und ermüdend, verlangte von den Menschen wahrscheinlich aber weniger hektische Betriebsamkeit als die moderne volltechnisierte Landwirtschaft. Und sie war, weil sie zumeist in Gruppen erfolgte,  sicherlich „geselliger“. Ein schönes Beispiel dafür zeigt das Bild unten, aufgenommen von einem unbekannten Fotografen in den 1920er Jahren in der Gemarkung „Lochäcker“ am Fuße des Gleibergs. Nachdem die Hälfte eines Getreidefeldes abgeerntet war, ließ man sich zu einer gemütlichen Kaffeepause nieder. Das sind von links nach rechts die  Gleiberger Heinrich Weitzel, Hintergasse 2; Wilhelm Schwalb; Frieda Kreutzer, Torstraße 32; Christine Kreutzer, geb. Knapp, Torstraße 32 und Louise Schwalb, geb. Kreutzer, ebenfalls Torstraße 32.

Bildgeberin und Information: Gisela Mandler, geb. Schwalb

 

Ein Friedhof, den es nicht mehr gibt

In Krofdorf  befand sich  die Begräbnisstätte für die Verstorbenen, wie seit dem Mittelalter üblich, im engen Umkreis der Kirche, im Kirchhof also.  Als gegen Mitte des 19. Jahrhundert die Bevölkerung des Ortes deutlich zunahm, reichte das von Mauern begrenzte Areal für seine Zwecke nicht mehr aus. Um die Lösung dieses Problems kümmerte sich jetzt die politische Gemeinde. Sie erwarb, wie Helmut Leib schreibt, 1860 sieben Grundstücke in der Gemarkung „Vor der Auberngass“ (links der heutigen Burgstraße gegenüber dem Abgang des Hainwegs) mit einer Gesamtfläche von 4519 Quadratmetern. Doch nur fünf Jahrzehnte später war  auch die Aufnahmefähigkeit dieses jetzt kommunalen Friedhofs erschöpft. 1911 kaufte die Gemeinde das Areal an der Talstraße, auf dem bis heute die Verstorbenen Krofdorfs beigesetzt werden. Der ehemalige Friedhof an der Burgstraße wurde allerdings erst 1950 endgültig aufgelassen, nachdem einige dort während des 2. Weltkriegs angelegte Soldatengräber auf den Friedhof an der Talstraße verlegt worden waren. Das Foto unten zeigt den Zustand des alten Friedhofs in den 1930er Jahren, vermutlich aufgenommen von Lehrer Ernst Praß.  Heute gibt es davon keine einzige sichtbare Spur mehr.

Hoch leb(t)e das Pflasterhandwerk

Krofdorf-Gleiberg war dereinst eine „Hochburg“ der Straßenpflasterei, was bedeutete, dass viele junge Burschen nach der Volksschule dieses „steinharte“ Handwerk der Tiefbaubranche erlernten und sich damit eine einigermaßen gesicherte Existenz verschafften. Pflastern ist bereits seit dem Altertum eine bewährte Methode, Orts- und Überlandstraßen zu befestigen. Als Material bot sich in unserer Region vor allem der hier heimische Säulenbasalt an, aus dem sich würfelförmige Pflastersteine hauen ließen, aus denen dann „Kopfsteinpflaster“ mit unterschiedlichen Mustern angefertigt wurden. Zahlreiche dieser äußerst soliden Pflasterstraßen (Beispiel: die Haupt- und untere Burgstraße) wichen längst besser befahrbaren (aber reparaturanfälligen) Asphaltstraßen, zuweilen in der Weise, dass die Basaltsteine einfach mit einer Asphaltdecke überzogen wurden. In unserem Dorf gibt es allerdings noch einige ehemalige Bauernhöfe, deren ursprüngliche Basaltpflaster erhalten geblieben sind. Die Fotos unten aus unserem Archiv zeigen Krofdorfer Pflasterer bei der Arbeit. Das obere Bild entstand bereits 1924, das zweite vermutlich Anfang der 1930-er Jahre.


Von links unten nach rechts oben fortlaufend: Vordere Reihe: 1. Wilhelm Leib, Zum Biergraben 2 (zusammen mit 3. Karl Schnepp Inhaber des Pflastererbetriebs); 2. unbekannt; 3. Karl Schnepp, Fohnbachstraße 11; 4. Ernst Wagner, Fohnbachstraße 20; 5. Paul Pfeiffer, Hauptstraße 6; 6. Wilhelm Leib, Großgasse 4. Hintere Reihe: 7. Albert Wagner, Sohn von 4.; 8. Karl Valentin, Kinzenbacher Straße 20; 9. Ernst Schleenbecker, Hauptstraße 69; 10. Ernst Pfeiffer, Hauptstraße 6; 11. Wilhelm Rinn, Großgasse 15; 12. Karl, Lust, Gleiberg. Bildgeber: Egon Pfeiffer


Von links: 1. unbekannt; 2. unbekannt; 3. Karl Leib, Hauptstraße 65;  4. Richard Wagner, Wetzlarer Straße 19; 5. Willi Koch,  Talstraße 9; 6. Amend, Hans, Wetzlarer Straße 1; 7. unbekannt; 8. Schleenbecker, Wihelm, Fohnbachstraße 10. Bildgeberin: Hilde Wettengl, geb. Schleenbecker

1936: „Die Sorgenbrecher“

Über 80 Jahre sind vergangen, seit das Foto dieser fünf jungen Krofdorfer im Garten der ehemaligen Gastwirtschaft Moos aufgenommen wurde, um die Fastnachtszeit des Jahres 1936. „Die Sorgenbrecher“ nannten sich (von links) Otto Valentin aus der Kinzenbacher Straße 20, Herbert Schieferstein aus der Schieferstraße 12, Otto Schmidt aus der Großgasse 17, Otto Röhrsheim, Zum Biergraben 4, und Karl Bechthold aus der Wetzlarer Straße 2, Alter zwischen 20 und 22 Jahre. Angemerkt dazu sei, dass nur einer dieser fröhlichen Gesellen den 2. Weltkrieg überlebte.

Bildgeberin: Frau Klara Röhrsheim, geb. Schmidt